
Volle Ladung aus dem Schaffhauser Rheinkraftwerk
«Ein Glücksfall für die Elektrobusse», sagt Gesamtprojektleiter Philipp Huber und meint damit den zeitlichen Zusammenfall der Sanierung der Werkleitungen in der Bahnhofstrasse mit dem Bau der Ladeinfrastruktur für die Elektrobusse. «Dazu kam, dass mit den ehemaligen Luftschutzund Technikräumen der Post ein idealer Standort für die gesamte Ladeinfrastruktur gefunden werden konnte.»
Politik, Behörden, Planer und alle involvierten Lieferanten, Baufirmen und Techniker haben einen super Job gemacht.
Das Projekt hat aber auch stark von der geografischen Lage des Bahnhofs und dem bestehenden Linienkonzept profitiert. So kommen alle Stadtbuslinien (ausser der Linie 9) in der Regel zwei Mal pro Stunde am Bahnhof vorbei. Die dortige Fahrgastwechselzeit (Zeit der Fahrgäste zum Ein- und Aussteigen) kann optimal benutzt werden, um die Batterien der Elektrobusse zu laden.
Das Rheinkraftwerk als Vorteil
Dank dieser geografischen Konzentration am Bahnhof konnte eine gemeinsame Ladeinfrastruktur realisiert werden. Die Nähe zum Rheinkraftwerk ist ein weiterer Vorteil, um den andere Städte Schaffhausen beneiden. Nur knapp einen Kilometer lang ist die eigens eingezogene Mittelspannungsleitung, welche das Kraftwerk mit den Transformatoren im Postkeller verbindet. Damit werden die Ladestationen im Endausbau rund 3200 Megawattstunden Strom beziehen oder knapp zwei Prozent der Jahresproduktion des Rheinkraftwerks – notabene alles Strom aus natürlichen Quellen.
Gute Zusammenarbeit im Projekt
Die Bauarbeiten an der Bahnhofstrasse und im Postkeller haben bei laufendem Betrieb stattgefunden. «Die Bevölkerung hat grosses Verständnis gezeigt», sagt Philipp Huber. Und Verständnis war auch nötig, denn die Busse hielten wochenlang an anderen Orten oder sogar im Regionalbuszentrum statt in der Bahnhofstrasse. «Alles hat reibungslos funktioniert», resümiert Philipp Huber und lobt insbesondere die gute Zusammenarbeit im Projekt: «Politik, Behörden, Planer und alle involvierten Lieferanten, Baufirmen und Techniker haben einen super Job gemacht.»
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Unter der Haube
Der Bus hält am Bahnhof unter der Ladehaube. Der Pantograf wird nach oben ausgefahren und baut eine Verbindung auf. Sobald Lade- und Batteriezustand überprüft sind, fliesst Strom und die Schnellladung beginnt. -
2 x pro Stunde aufladen
Die Stadtbusse halten in der Regel zwei Mal pro Stunde am Bahnhof. Die Zeit, in der die Fahrgäste aus- und einsteigen, kann genutzt werden zum Nachladen der Batterien. In wenigen Minuten wird so der verbrauchte Strom wieder nachgeladen. -
85 % Ladung
Die Batterie wird tagsüber am Bahnhof mit der leistungsstarken Schnellladung von 600 kW «nur» bis 85 % geladen. Über Nacht wird die Batterie im Busdepot mit 50 kW wieder voll auf 100 % geladen und damit generiert. -
Ladeinfrastruktur
Im Postkeller ist die Ladeinfrastruktur untergebracht: Trafos wandeln die Mittelspannung in Niederspannung um. Die zwölf Ladegleichrichter wandeln den Wechselstrom in Gleichstrom um, welcher für das Laden der Batterien benötigt wird. Im Prinzip verläuft der Ladeprozess wie beim Handy, mit dem Unterschied, dass mit 600 kW geladen wird, also mit etwa 30 000 Mal mehr Leistung und entsprechend grösseren Stromflüssen, Kabelquerschnitten und Ladegeräten. -
Strom vom Rheinkraftwerk
Vom Rheinkraftwerk mit einer Jahresproduktion von 130 000 MWh wird in einer direkten Zuleitung von rund einem Kilometer Mittelspannung bezogen. Nur so ist eine grosse Ladeleistung möglich und die Stromverluste der Zuleitung sind minimal. -
7200 kW Maximalleistung (12 x 600 kW)
Derzeit grösste zentrale Ladestation in Europa! Das entspricht dem gleichzeitigen Betrieb aller Backöfen in rund 3000 Haushalten. -
3200 MWh Jahresverbrauch (per 2028 mit 100 % Elektrobussen)
Entspricht rund 2 % der Jahresproduktion des Rheinkraftwerks oder etwa dem Jahresstromverbrauch von 1000 Haushalten (ohne Warmwasser und Heizung). -
3400 t CO2 Einsparung
Bei Ersatz aller Dieselbusse im Stadtnetz werden pro Jahr 1 300 000 Liter Diesel eingespart, was einer Lastwagenkolonne von 75 Tankwagen entspricht, oder 3400 Tonnen CO2.
