Werkstattberufe im Wandel: Wie Elektromobilität und Digitalisierung den Arbeitsalltag revolutionieren
Anders als bei Dieselbussen befindet sich die Technik bei den Elektrobussen der vbsh überwiegend auf dem Fahrzeugdach. Um die Arbeit von oben zu erleichtern, haben die vbsh moderne Dacharbeitsplätze installiert.
Dacharbeitsplätze für alle Bustypen
Sicher und effizient arbeiten auf den Dächern aller Bustypen der vbsh, so lautete die Zielvorgabe bei der Planung der Dacharbeitsplätze. Mit stationären Dacharbeitsplätzen müssen sich Mechaniker bei der Arbeit auf dem Busdach nicht mehr gegen Absturz sichern, da die Absturzsicherung bauseits installiert ist. Auch kann bei Platzierung des Busses in der Arbeitsgasse nun gleichzeitig auf dem Dach, in der Kabine und unter dem Bus gearbeitet werden – eine dreifache Nutzung gegenüber einer doppelten auf der Hebebühne.
Die zwei Dacharbeitsplätze sind im Frühling 2024 in Betrieb genommen worden. Beide sind gut 21 Meter lang, damit alle Standard- und Gelenkbusse der vbsh – Elektro-, Trolley- und Dieselbusse – dort gewartet werden können. Die Arbeitsplätze bestehen aus einer Elektrowerkstatt auf der Galerie des Depots und je einer Arbeitsplattform, von der das Dach der Busse betreten werden kann – selbstverständlich unter Einhaltung strengster Sicherheitsvorkehrungen.
Marco Leu, Leiter Technik und seitens der vbsh federführend bei Planung und Realisierung, ist stolz auf das Resultat. Die neuen Arbeitsplätze bieten höchste Absturz- und Rundumsicherheit. Besichtigungsanfragen anderer Transportunternehmungen sind an der Tagesordnung – die vbsh freuen sich über diese Anerkennung.
Arbeiten auf dem Busdach
Typische Arbeiten auf dem Fahrzeugdach sind Wartung und Reparaturen der Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, Revisionen der Stromabnehmer (Pantograf), Reparaturen an der Hochvoltanlage (z. B. Ersatz von Stromschützen) oder der Ersatz von Steuer- und Messeinheiten in der Hochvoltbatterie. Aber auch mechanische Defekte wie die Beseitigung von undichten Stellen am Fahrzeugdach können sicher und effizient ausgeführt werden.
Mit der Elektrowerkstatt auf der Galerie befinden sich die erforderlichen Werkzeuge da, wo sie benötigt werden. Das spart Zeit. Werkzeuge, die polyvalent auf allen Ebenen benötigt werden, wechseln komfortabel über einen Lift das Stockwerk. Auch lassen sich Komponenten wie etwa die schweren Hochvoltbatterien oder Klimakompressoren mit einem Kran direkt in die «Elektroabteilung» linear verschieben, um dort revidiert und aufbereitet zu werden.
Mechatronikerberuf im Wandel
Busse sind heute fahrende Computer. Service und Wartungsintervalle werden auch bei Bussen im öffentlichen Verkehr stetig verlängert. Reine Servicearbeiten nehmen also ab, jedoch steigt mit der Digitalisierung der Fahrzeuge die Komplexität in der Fahrzeugdiagnose laufend. Alle Systeme sind miteinander vernetzt und systemübergreifende Fehler sind keine Seltenheit.
Das Sammeln, Auswerten, Analysieren von Daten oder im richtigen Moment einen Fehlereintrag auf dem CAN-Bus (Controller Area Network) aufzuzeichnen, sind neue Herausforderungen. Mit der laufenden Weiterentwicklung und der Komplexität der digitalen Systeme wird der intensive Kontakt zu den Fahrzeugherstellern immer wichtiger und wertvoller.
Beim Elektrobus ist die Diagnose nicht komplexer als bei einem modernen Dieselbus, aber die zwingende Einhaltung der Sicherheitsvorschriften verlangt eine hohe Konzentration. Auch bilden heute Werkzeugwagen und Diagnosegerät – der Computer – eine Einheit. Fehlt das eine oder das andere, kann der Bus nicht repariert werden.
Die unterschiedlichen, aktuell gleichzeitig im Einsatz stehenden Antriebsarten (Diesel, Gas, Benzin, Wasserstoff, Hybrid, batterieelektrische Fahrzeuge und Oberleitungsfahrzeuge) machen das Berufsbild des Mechatronikers so attraktiv wie noch nie.
Gegen den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel hat auch die Transportbranche hart getroffen. Ein ausgebildeter Automobilmechatroniker ist heute – selbst im ökonomischen Sinn – sehr wertvoll. Entsprechend ist unser Engagement in der Berufsbildung seit Jahren gross. Zum Lehrstart 2024 konnten die vbsh drei neue Lehrstellen anbieten und diese besetzen. Aktuell absolvieren in der Abteilung Technik der vbsh vier Lernende die Ausbildung zum Automobilmechatroniker EFZ / Nutzfahrzeuge.
Auch in der neuen Welt: sicher, pünktlich und sauber
Die Arbeit wird in der Werkstatt glücklicherweise nicht ausgehen. Der Anspruch täglich sicher, pünktlich und sauber unterwegs zu sein, ruft auch mit der zunehmenden Elektromobilität nach Fachleuten, die mit Freude an der Technik zuverlässig ihre Arbeit machen. Mit der kontinuierlichen Ausmusterung der Dieselfahrzeuge in den nächsten Jahren werden zwar die für «Verbrenner» typischen Arbeiten, wie etwa jene an der Abgasnachbehandlungsanlage, wegfallen, dafür spezifische Arbeiten an Elektrobussen, wie etwa solche an den Batterien, zunehmen.
Aber eines bleibt – bei aller Digitalisierung – zum Glück beim Alten: Das Übergwändli und die schmutzigen Hände werden auch in Zukunft nicht aus der Werkstatt verschwinden.